Hi,
wird der Planet Erde aus der Vogelperspektive betrachtet, gestaltet sich der Verlauf von Grenzen sehr einfach: es gibt gar keine.
Bild: Manwalk/pixelio.deDie Vögel sind da weitaus schlauer als die Menschen und fliegen einfach drüber hinweg. Auch unter Wasser gibt es als natürliche Grenzen nur die Endlichkeit an der Stelle, wo das Wasser aufhört. Zwar gibt es in diesen Welten auch Reviere, die gegenüber Fremdeindringlingen verteidigt werden, dienen aber zuvorderst der Absteckung der Lebensräume zur Arterhaltung.
Die (fast) freie Durchfahrt durch die SchlagbäumeDie Spezies Mensch hat durch seine Gedankenkraft Zäune, Gatter und Mauern gebaut, die gar nicht zu sehen sind. Da werden auf der politischen Ebene die Grenzkrontollen mit den Schlagbäumen geöffnet, um freier Reisen zu können, was die meisten Menschen tatsächlich auch erfreut. Die „gönnse-ma-den-Goffer-uffmachen-Zeiten“ sind glücklicherweise vorbei, da fing ein europäisches Land an, die Grenzen wieder stärker zu kontrollieren. Beschützt werden soll das eigene Volk vor den bösen Eindringlingen, die die Arbeitsplätze den Einheimischen wegnehmen und sogar noch die Frechheit besitzen, ihre eigene Kultur mitzubringen. Das geht natürlich überhaupt nicht.
Je kleiner der Wohnort, desto größer das "Wir-Gefühl"Wem dieser Grenzschutz noch nicht reicht, kann ja aus eigener Kraft noch etwas nachhelfen. Je kleiner die Stadt des Lebens ist, desto größer wird der Anteil der Menschen, die von „unserem Dorf“, „unserer Gemeinde“ spricht. Und dort gelten ganz eigene Regeln, die zwar nirgends nachzulesen sind, dennoch allgemeine Gültigkeit besitzen. Wer jemals aus einer größeren oder großen Stadt auf das flache Land gezogen ist, kennt diese neuen Gesetzmäßigkeiten. Das ist fast wie eine Bewerbung auf einem anderen Planeten. Entweder die dort geltenden Gesetze werden eingehalten, oder das war`s mit dem Gemeinschaftsgefühl.
Jede Grenzverletzung wird beim Bäcker diskutiertInteressant wird es dann noch innerhalb dieses Gebietes. Da hier jeder jeden angeblich kennt, wird die Privatsphäre gerne innerhalb der Außenwelt ausgelebt, ob gewollt oder nicht. Die Gespräche beim Bäcker, Schlachter oder Friseur haben einen höheren Informationswert über jede Art von Grenzverletzung, als es je eine Zeitung drucken könnte. Das Forum ist dort noch der Marktplatz. Sind diese Regeln bekannt, kann man sich dran halten – oder nicht.
Das eigene "Viertel" als DemarkationslinieDie Ansage „keinen Schritt weiter, sonst ...“ ist zwar geografisch unabhängig, besitzt aber ebenfalls ein eigenes Regelwerk. Es kann sogar schon ein „böser Blick“ ausreichen, damit ein noch entfernt stehender Mensch den Gedanken-Colt zieht. Und wehe, es kommt ein Fremder in das „eigene Viertel“, dann wird es ganz eng. Erstaunlicherweise wird nie von einem Drittel oder der Hälfte gesprochen, wahrscheinlich wären diese Territorien dann einfach zu groß. Wem ein Viertel dann noch zu unübersichtlich ist, der wird „Blockwart“ oder „Hausmeister“.
Dann doch lieber im nächsten Leben ein Vogel.
PS: Grüße an Adler (habe dich gehört)
John