Hi,
es gab eine Begegnung mit einer Nachbarin, die mich an den Rand meiner Möglichkeiten brachte. Ich möchte davon berichten.
Ich wohne seit April 2017 in einem Haus, das so um 1950 gebaut wurde. Vor Jahren hätte man das eine Arbeiter-Siedlung genannt. Es sind insgesamt etwa 12 Häuser, in jedem Haus gibt es 5 Wohnungen.
Vor dem Haus, in dem ich wohne, gibt einen Parkplatz für 4 Autos. Und nur 4 von den 10 Bewohnern haben ein Auto. Passt also.
Eines Tages fuhr ich auf diesen Parkplatz und sah erstmalig vor dem Nachbar-Eingang eine Frau auf einem Stuhl sitzen. Etwa Mitte 70 Jahre, ein Dackel saß neben ihr. Ich begrüße sie mit "Hallo Nachbarin". Das wiederholte sich einige Male.
Als ich einmal wegfahren wollte mit meinem Cabrio, ich machte das Dach auf, sortierte mich, kam diese Frau auf mich zu. Wir hatten noch nie ein Gespräch geführt. Sie begann mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Ich war irritiert und fragte mich, weshalb erzählt mir diese Frau das. Wir kennen uns doch gar nicht. Sie hatte einen Grund, den ich noch nicht kannte.
An einem Freitag Abend musste ich noch etwas aus dem Kofferraum meines Autos holen. Diese Nachbarin saß wieder auf dem Hocker vor dem Haus. Ich brachte meine Sachen aus dem Kofferraum in meine Wohnung und ging hinaus, zu dieser Frau. Ich setzte mich neben sie, auf den Steinfußboden. Sie bot mir ihren Hocker an, ihn lehnte verschämt ab.
Wenn ich es recht in Erinnerung habe, war ich 4 oder 5 Mal bei ihr vor dem Haus. Ich hörte ihre Geschichte jedes Mal mit immer mehr Details. Von ihrem Sohn, der sie so niederträchtig behandelt, nur 50 Meter weit weg wohnt. Das tat mir so weh, das anhören zu müssen. Dieser Sohn klaut seiner Mutter Strom für seine Gartenlaube. Aus dem Keller seiner Mutter hat er ein Kabel in seine Laube verlegt.
Ich bekam solch eine Wut in mir über diesen Sohn, dass ich meine humanistische Grundhaltung für Sekunden außer Acht ließ. In diesem Moment hätte der Typ mir nicht über den Weg laufen dürfen.
Gestern war ich wieder bei ihr, vor dem Haus. Dieses Mal unterbrach ich sie bei ihren Erzählungen über ihre Situation, über Ihre Vergangenheit. Ich sprach über ihre Zukunft. Was passieren würde, wenn ihr 13 Jahre alter Hund vor ihr stirbt, wohin sie ziehen könnte, um von diesem Sohn wegzukommen. Wir diskutierten das.
"Aufstehen und Machen". Das sagte ich dieser Frau. Sie schaute in meine Augen und sagte zu mir: "Sie sind ein guter Mensch". Ich nahm meinen linken Arm, meine linke Hand, berührte ihre Schulter leicht und sagte: "Danke Frau (...).
Nachtrag am 20.7.2018
Es war fast voraus zu sehen. Ich hatte meine Jobs des Tages, der ganzen Woche hinbekommen. Und es waren schwierigen Aufgaben. Zum Beispiel musste ich 8 Gespräche führen, 7 Treffen durchführen, damit mein Telefon wieder funktioniert. Mit dem Anbieter, dem Techniker, Nachbarn - es war ein Super-Unterfangen.
Als alles klar Schiff war, wollte ich raus aus meiner Wohnung gehen. Sollte. Wenn ich den Hinweis der Geistigen Welt richtig verstanden haben sollte. Zur Parkbank an der Kreuzung, etwa 20 Meter entfernt.
Die Nachbarin war wieder da. Sie saß auf dem Hocker vor ihrem Haus. Das ging jetzt nicht, einfach an ihr vorbei zu gehen zu der Parkbank, wo ich hin wollte. Ich setzte mich zu ihr. Wir sprachen miteinander über die Menschen.
Dann fasste ich den Entschluss, dieser Frau zu zeigen, was ich hier geschrieben habe. Es ist anonym, kein Mensch weiß, wer diese Frau ist.
Diese Frau weiß jetzt um mich mehr. Vielleicht auch um sich.
John