Hi,
als Kind lernte ich in einem Jugendzeltlager das Segeln in einem Optimisten. Also so ein viereckiges Segelboot für Kinder. 15 Jahre später war ich wieder in diesem Jugendzeltlager, diesmal als DLRG-Rettungsschwimmer an gleicher Stelle, am Segelsteg. Ich brachte den Kindern bei, wie das mit dem Wind und dem Wasser funktioniert. Und ich hatte meine 12-Saitige dabei, alle Texte, die ich bislang verfasst hatte - und natürlich die Lagerfeuersongs.
Der amerikanische Flugzeugträger "John Airlines"
In diesem Kinder- und Jugendzeltlager gab es viele Freizeiteinrichtungen. Zwei geschaffene Seen, auf denen gepaddelt, gesegelt, gefloßt und geschwommen werden konnte. Eine große Turnhalle mit einem integriertem Tonstudio. Dort wurden die morgendlichen Aufwach-Weck-Sendungen kreiert und anschließend über die Beschallungsanlage in alle Zeltdörfer gesendet. Immerhin 700 Kinder und Jugendliche konnten dies hören. Eine gute Idee, Kinder und Jugendliche an dieses Medium heranzuführen.
Da ich in meinem früheren Leben den Traumberuf Radio-Moderator hatte, bot sich die Gelegenheit mit dem Tonstudio an, eine eigene Morgensendung zu gestalten. An eine Passage kann ich mich noch gut erinnern: Ich erzählte in journalistischer Manier, dass am nächsten Morgen um 06:35 Uhr der amerikanische Flugzeugträger John Airlines über den großen Fluss - direkt neben dem Zeltlager - fährt. "Fotografieren aus Entfernung ist gestattet", O-Ton meiner Erklärung. Am nächsten Morgen kamen tatsächlich einige Kinder mit ihren Bildfesthaltegeräten, um dieses Schauspiel für die Ewigkeit aufzunehmen. Welch ein Blödsinn - hat aber Spaß gemacht.
Die kleinen Lagerfeuer
Da ich tagsüber immer mit diesem DLRG-Shirt rumlief, wussten die Kids immer, wer ich nominell bin. Es bürgerte sich ein, dass sie mich "Herr Bademeister" nannten. Da konnte ich protestieren wie ich wollte, es blieb dabei. Und der Herr Bademeister hatte auch noch eine Gitarre dabei, konnte damit sogar lagerfeuermäßig umgehen. "Bolle reiste jüngst zu Pfingsten", Blowing in the Wind" und Co. waren die Renner. In diesen Momenten war ich dann nicht Herr Bademeister, immerhin.
Die Nacht-Kanadier-Fahrt
Tagsüber mit dem Kanadier über den See zu schippern ist nicht so prickelnd. Aber nachts mit einem Kassettenrecorder und einer Palette Dosenbier von Aldi bestückt über den Binnenteich zu paddeln, das hatte was. Und ich spielte immer nur eine Cassette mit dem Lieblingsstück von Alan Parson: Lucifer http://www.treffen-der-welten.net/t236-the-alan-parson-projekt-lucifer
Nageln war Pflicht
Abends trafen sich die Helfer in einem großen Zelt mit einer Art Tresen. Dort gab es neben den Getränken auch einen Baumstumpf, etwa einen Meter hoch. Der Hammer und die "Jesus-Nägel" (so wurden sie wirklich genannt) waren das High-Light der Abende. Mit der kleinen Seite des Hammers musste jeder Teilnehmer einer Nagel-Runde es hinbekommen, den Nagel mit möglichst wenigen Schlägen vollständig in den Baumstumpf zu versenken. Der Verlierer zahlte die Runde. Nicht gerade intellektuell, dennoch ein aufreibender Nervenkitzel in Sachen Feinmotorik.
Die innere Leere
Bei all diesen schönen Erlebnissen gab es viel Freiraum für meine innere Leere. Ich schrieb Gedichte und Lieder über mein inneres Befinden auf Bierdeckeln und den kleinen Seiten meines Businesskalenders. Das Aufschreiben half zwar für einen kurzen Zeitraum, aber es blieben viele Fragen, die ich nicht einmal kannte. Erst im Verlaufe der letzten 8 Jahre verstand ich zu verstehen, wer ich war und wer ich bin.
John U. Doe