Hi,
erst heute ist mir wieder eingefallen, dass ich vor einigen Jahren eine Begegnung mit Bienen hatte. Dieses Erlebnis passierte, als ich noch am Anfang des Verstehens war und noch keine Ahnung hatte, dass ich auch mit Tieren und Bäumen sprechen kann.
Das Summen im Büro
Es begann damit, dass ich in meinem Büro das Summen von einer Wespe oder Biene hörte. Dieses Geräusch mag ich überhaupt nicht, denn ich habe Angst davor, von ihnen gestochen zu werden. Reflexartig reagierte ich wie immer bei solch einem Geräusch in meiner Nähe: Ich habe alles stehen und liegen gelassen und machte mich auf die Suche in den Raum, woher das Geräusch kommt. Ich fand die Biene nahe dem Fenster und der Balkontür, knapp unterhalb der Decke fliegend.
Abflug – und die vorläufige Ruhe
Da ich Tiere nicht töten möchte, habe ich die Balkontür aufgemacht und versucht, sie hinaus zu scheuchen. Nach mehreren Versuchen gelang es mir und ich war froh, dass ich den unliebsamen Besucher wieder los war. Allerdings stutzte ich, weil mir nicht klar wurde, wie diese Biene in das Zimmer kommen konnte. Das Fenster und den Balkoneingang hatte ich nämlich mit einem Fliegenschutzgitter versehen, sodass die fliegende und krabbelnde Fraktion gar nicht erst in Versuchung kommen kann, über die Schwelle zu treten.
Einen Tag später – es kamen die Brüder und Schwestern
Nach meinem vermeintlichen Erfolg vom Vortage gab es noch heftigeres Geschwirre im Deckenbereich zu hören. Mein Kopf kam schlagartig auf volle Betriebstemperatur, das Spiel begann von vorne. Wieder versuchte ich es durch das Öffnen der Balkontür, einige verschwanden auch in die Freiheit. Einige andere wurden durch mein Rumgefuchtel aber derart in Unruhe versetzt, dass sie jetzt im ganzen Zimmer umherflogen. Ich wurde verdammt grantig und versuchte sie Richtung Balkontür zu scheuchen. Da das nicht sofort klappte, wurde ich sogar aggressiv. Ich fühlte mich in meinem Reich angegriffen und schlug zurück. Wenn ich mich richtig zurückerinnere, dann habe ich auch einige Bienen getötet – was mir sofort weh tat.
Weshalb die Bienen in diesen Raum kamen
Am nächsten Tag hatte ich nichts anderes zu tun, als herauszufinden, wie die Bienen in den Raum kommen konnten. Ich hatte die Balkontür und das Fenster geschlossen gelassen, um herauszufinden, ob es noch eine andere Möglichkeit gab. Ich fand die kleine Lücke. Ich wohnte im obersten Stock eines Hauses mit Flachdach, kletterte auf das Dach hinaus und suchte die vermeintliche Stelle, wo sie vielleicht hereinkommen können.
Und tatsächlich gab es in der Außenfassade ein kleines Loch unterhalb eines Vorsprungs, durch das die Bienen hereingeschlüpft sind. Sie fanden einen Raum zwischen Beton-Decke und der darunterliegenden Holzdecke, so eine Art Höhle. Und in diesem Zwischenraum gab es wohl die Möglichkeit, in einen kleinen Spalt zu krabbeln und in mein Zimmer zu kommen. Freiwillig waren sie sicher nicht in meinen Raum gekommen, denn sie haben einen Job. Einige haben schlichtweg die Orientierung verloren.
Unser Gespräch
Nachdem ich nun begriffen hatte, dass ich keineswegs von den Bienen mutwillig heimgesucht, schon gar nicht angegriffen wurde, musste ich eine friedvolle Lösung finden. Mein erster Gedanke war, ich verschließe irgendwie das Loch in der Außenfassade, dann kommt keiner mehr rein. Allerdings würden die Bienen sterben, die sich noch innerhalb des Zimmers befinden. Also kam ich in meiner Verzweiflung auf die Idee, mit der Anführerin zu sprechen, mit der Bienenkönigin.
Ich stellte mich in den Raum unterhalb der Deckenecke, wo die Bienen oben wohl sein würden. Und dann sprach ich die Bienenkönigin an und erklärte ihr ganz ausführlich meine Situation. Und zum Schluss bat ich sie, dass sie sich mit ihrem Volk ein neues Zuhause suchen möchte. Geantwortet in Worten hat sie nicht in meinem Kopf, aber ich hatte den Eindruck, sie hört mir zu.
Die Essenz
Am nächsten Tag war keine Biene mehr da, es kam auch keine mehr. Ein wertvolles Erlebnis, das mir zeigte, dass auch scheinbar unmögliche Gespräche zwischen zwei verschiedenen Welten durchaus möglich sind. Es ist lediglich eine Frage des Einfühlungsvermögens und der richtigen Ansprache.
Gruß von John U. Doe