Hallo,
wer es je einmal erlebt hat, wie sich eine Hauskatze auf den Schoß eines erkrankten Familienmitglieds unaufgefordert gelegt hat, der ahnte zumindest – die Katze ist der eigentliche Doc und gleichzeitig Therapeut.
©Juergen Bloch / pixelio.deDie freiwilligen DosenöffnerWährend Hunde ein Frauchen oder Herrchen haben, besitzen Katzen Personal. In deutschen Haushalten leben laut Industrieverband Heimtierbedarf über acht Millionen Katzen. Doch auch wenn sich die stolzen Minitiger alles, was sie an Zuwendung und Futter brauchen vom Menschen gezielt erschnurren, geben sie ihrem Zweibeiner doch eine ganze Menge Positives zurück. Studien zum Thema Mensch-Tier-Beziehung decken Interessantes auf.
Wer schnurrt, der heiltIn früheren Zeiten galt die landläufige Meinung, dass Katzen nur dann schnurren, wenn sie sich wohlfühlen. Untersuchungen des Fauna Communications Research Institute in North Carolina haben gezeigt, dass sie den langgezogenen Brummton auch produzieren, wenn sie unter Stress stehen oder krank sind. Das bringt klare Vorteile für die Vierbeiner. Unter der Frequenz von 22 bis 30 Hertz, die dem Schnurren der Katze entspricht, heilen Verletzungen und Knochenbrüche schneller ab. Schnurren unterstützt also die Selbstheilungsprozesse des Körpers – und nicht nur für die Katze selbst, sondern vielleicht auch für den Menschen.
Sie werden gezielt eingesetztFakt ist, dass Schnurren auf den Menschen beruhigend wirkt. So setzen einige Ärzte und Therapeuten Katzen bei Traumapatienten ein oder bei Menschen, die unter einer chronischen oder psychosomatischen Krankheit leiden. Dabei haben verschiedene Studien diesen Effekt untersucht, die alle zum gleichen Ergebnis kamen: Katzenschnurren senkt den Blutdruck, gleichzeitig schüttet das Gehirn vermehrt den Neurotransmitter Serotonin aus. Das so genannte Glückshormon gleicht nicht nur die Psyche aus, sondern unterstützt auch den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Der ideale LebenskrisenbegleiterVor allem in Lebenskrisen sind Katzen die idealen Haustiere. Eine Untersuchung von Reinhold Bergler, Lehrstuhlleiter an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn zeigte, dass Katzen dann sogar den Therapeuten ersetzen können. In seiner Studie untersuchte er Menschen, die beispielsweise arbeitslos waren, eine Trennung durchmachen mussten oder unter einer schweren Krankheit litten. Diejenigen von ihnen, die eine Katze hatten, mussten weniger Medikamente einnehmen. Außerdem mussten sie nicht die Hilfe von einem Psychotherapeuten in Anspruch nehmen. Von den Probanden ohne Katze mussten fast zwei Drittel von dieser Option Gebrauch machen.
Sie haben einen besonderen DrahtManche Katzen können wahrscheinlich noch mehr. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang ein Kater in einem Seniorenheim (Providence), der den nahenden Tod scheinbar vorherahnen kann. Legt sich der Kater zu einem Bewohner, lebt der Betroffene nur noch wenige Stunden. Das Heimpersonal benachrichtigt deshalb die Angehörigen, wenn Kater Oscar sich nahe an einen Patienten schmiegt.
Flugkünstler und MathegeniesAuch in praktischen Dingen sind Katzen geschickt. So gelingt es einigen, Türklinken gezielt im Sprung zu öffnen. Eine Studie des Verhaltensforschers Immanuel Birmelin verblüffte mit der Erkenntnis, dass die Vierbeiner sogar zählen können. Er nummerierte Fressnäpfe mit Punkten und trainierte die Tiere darauf, dass in dem mit einem Punkt gekennzeichneten Napf Futter war, wenn ein Gongschlag ertönte, in dem Napf mit zwei Punkten, wenn zwei Gongschläge erfolgten usw. Die Tiere lernten das schnell. Das Experiment zeigt, dass die Tiere also überlegt handeln und Entscheidungen treffen.
Die Ehe zwischen Katze und MenschZwischen Mensch und Katze entwickeln sich dabei im Laufe der Jahre starke Bindungen und Emotionen. Der Wiener Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal hat das in Studien genauer untersucht. Die Ergebnisse: Mit den Jahren entwickelt sich zwischen Mensch und Katze eine Beziehung, die sich durchaus mit den Verhaltensmustern, Ritualen und Routinen eines alten Ehepaars vergleichen lässt. Allerdings gilt das vor allem für Frauen, weil sie sich intensiver mit den Tieren beschäftigen. Warum Männer das nicht tun, liegt vermutlich an den Androgenen. Die männlichen Hormone stehen in Verbindung mit geringerer sozialer Aktivität.
Gruß von John U. Doe